Warum sind gute Fenster für ein Effizienzhaus als Neubau unverzichtbar?

Wer einen Neubau plant, kommt an den Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes nicht vorbei. Dort heißt es im Paragrafen 15, dass Neubauten 55 Prozent des Energiebedarfs eines definierten Referenzhauses nicht überschreiten dürfen. Die genauen Definitionen finden sich in der dazugehörigen Anlage 1. Danach liegt der Wärmedurchgangskoeffizient der Fenster und Fenstertüren des Referenzhauses bei 1,3 W/(m2·K). Der Koeffizient für Dachflächenfenster wird mit 1,4 W/(m2·K) ausgewiesen. Das bedeutet ein Maximum von 0,715 W/(m2·K) für Fenstertüren und Fenster sowie 0,77 W/(m2·K) für Dachflächenfenster, wenn die Anforderungen des Paragrafen 15 erfüllt werden sollen. Damit stellt das Gebäudeenergiegesetz bezüglich der Transmissionswärmeverluste die gleichen Anforderungen, wie sie seitens der Kreditbank für Wiederaufbau (kurz KfW) als Grenzwerte für das KfW-Effizienzhaus 40 definiert wurden. In der Praxis spielen die KfW-Vorgaben für das Effizienzhaus 55 bei Neubauten keine Rolle mehr.

Vorgaben für Fenster bei energetischen Sanierungen

Anders sieht es bei Sanierungsmaßnahmen aus, die zur Erreichung besserer Effizienzhausstandards führen. Für das Effizienzhaus 55 darf der Transmissionswärmeverlust bei maximal 70 Prozent der Werte des Referenzgebäudes liegen. Das bedeutet für die neuen Fenster und Fenstertüren einen Wärmedurchgangskoeffizienten von höchstens 0,91 W/(m2·K). Dachflächenfenster dürfen für eine Förderfähigkeit maximal einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,98 W/(m2·K) aufweisen. Förderkredite der KfW gibt es zwar auch für die Effizienzhäuser 70 und 85, aber sie sind aus mehreren Gründen nicht mehr lohnenswert. Einerseits fallen die als Förderungen gewährten Tilgungszuschüsse deutlich niedriger als bei der Erreichung der Werte für die Effizienzhäuser 40 und 55 aus. Andererseits verschiebt sich dabei der ROI weit nach hinten. Das Kürzel ROI steht für den englischen Begriff „Return of Investment“ und bezeichnet den Zeitpunkt, ab dem sich aus einer Investition Gewinne ziehen lassen.

Effizienzhäuser 40 und 55: Auf die Art der Verglasung kommt es an!

Neue Fenster und Fenstertüren mit Doppelverglasung kommen beim Neubau und der Sanierung von Wohngebäuden, von denen die Standards der Effizienzhäuser 40 oder 55 erfüllen sollen, schon seit längerer Zeit nicht mehr zum Einsatz. Eine Studie der Deutschen Energieagentur (dena) belegte bereits im Jahr 2015 einen Anteil der Dreifachverglasung von knapp 90 Prozent beim Effizienzhaus 55. Für das Effizienzhaus 40 lag dieser Anteil schon damals bei 100 Prozent. In jüngster Zeit greifen immer mehr Bauherrinnen und Bauherren zum Wärmeschutzfenster mit Vierfachverglasung. Dort liegt der U-Wert bei einem Schnitt von 0,4 W/(m2·K), während es die niedrigsten Werte bei der Dreifachverglasung auf einen Durchschnitt von 0,6 W/(m2·K) bringen. Allerdings sind Fenster, Fenstertüren und Dachflächenfenster mit Vierfachverglasung deutlich teurer als die dreifach verglasten Pendants. Deshalb hängt die Entscheidung für die eine oder andere Variante immer von der individuellen Rentabilitätsberechnung ab.

Welche Rolle spielen die Abstandshalter der Fenster?

Unter den Begriff Abstandshalter fallen die zwischen den Scheiben liegenden Bauelemente. Dabei stehen verschiedene Varianten zur Auswahl:

·         Kalte Kante = Abstandshalter aus Aluminium

·         Warme Kante = Abstandshalter aus Kunststoff

·         Warme Kante Premium = mit Kunststoff ummantelte Abstandshalter aus Edelstahl

Aluminiumprofile als Abstandshalter haben einen entscheidenden Nachteil, denn das Material ist ein guter Wärme- und Kälteleiter. Zu den Konsequenzen gehören lästige und schimmelfördernde Kondenswasserstreifen entlang der Scheibenränder an kalten Wintertagen. Das würde theoretisch auch bei den Premium-Abstandshaltern aus Edelstahl auftreten, wenn sie keine Ummantelung aus Kunststoff hätten. Die Hülle aus Composite-Kunststoff sorgt für eine thermische Barriere und beseitigt dadurch den Nachteil der metallenen Werkstoffe. Die „Warme Kante Premium“ bietet einen niedrigen Wärmebrückenverlustkoeffizienten und bringt ergänzend einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, denn Edelstahl ist mechanisch wesentlich belastbarer als Aluminium und Kunststoff. Das heißt, sie bewirkt zusätzlich einen Pluspunkt beim Einbruchschutz.

Kunststofffenster sind die erste Wahl für Effizienzhäuser 40 und 55

Grundsätzlich stehen drei verschiedene Materialvarianten für neue Fenster und Fenstertüren zur Auswahl. Sie haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.

Echtholzfenster

·         nachwachsender Rohstoff

·         gute Dämmwerte der Rahmen

·         solide mechanische Stabilität

·         hoher Wartungsaufwand

·         Entsorgung durch enthaltene Farben und Holzschutzmittel problematisch

Aluminiumfenster

·         lange Lebensdauer

·         gute mechanische Resistenz

·         geringer Wartungsaufwand

·         Recycling der verwendeten Materialien möglich

·         minimale Nachteile bei den Dämmwerten der Rahmen

Kunststofffenster

·         sehr geringer Wartungsaufwand

·         durch verstärkende Profile mechanisch stabil

·         nahezu vollständig recycelbarer Rohstoff

·         vergleichsweise günstige Preise

·         sehr gute Dämmwerte der Rahmen (auch durch die Nutzung von Mehrkammerprofilen)

Wie diese Auflistung zeigt, haben Kunststofffenster praktisch nur Vorteile. Ein zusätzlicher Pluspunkt resultiert aus der Tatsache, dass einige Hersteller und Fachhändler inzwischen bereits Fenster anbieten, deren Profile zu einem großen Teil oder sogar vollständig aus dem wiederaufbereiteten Kunststoff alter Fenster bestehen. Die Modelle aus dem Recycling haben keinerlei Nachteile bei der Optik, Haptik, Stabilität, Lebensdauer und Qualität gegenüber den Fenstern aus neu hergestelltem Kunststoff. Das heißt, hier präsentiert sich ein geschlossener Materialkreislauf, der keine wertvollen Rohstoffressourcen verschwendet und keine vermeidbaren Umweltbelastungen durch die Entsorgung mit sich bringt. Offizielle Zahlen zur Menge Erdöl in einem Kunststofffenster gibt es nicht, aber geprüfte Angaben zu anderen Alltagsprodukten lassen das Ausmaß ahnen. Beispielsweise im Gehäuse einer winzigen Patrone für einen Tintenstrahldrucker stecken rund zwei Liter Erdöl. Deshalb ist davon auszugehen, dass für die Herstellung der Profile für ein einflügeliges Kunststofffenster deutlich mehr als hundert Liter Erdöl benötigt werden. Zudem ist der Energiebedarf beim Kunststoffrecycling deutlich niedriger als bei der Neuherstellung aus Erdöl. Deshalb sollten Bauherrinnen und Bauherren verstärkt die Angebote für Fenstertüren und Fenstern aus recyceltem Kunststoff nutzen. Damit leisten sie auf einfache Weise einen wichtigen Beitrag zum Ressourcen-, Umwelt- und Klimaschutz.

Gebäudeenergiegesetz wirkt sich auch auf Fensterzubehör aus

Ein beachtenswerter Punkt beim Fensterzubehör resultiert ebenfalls aus der Anlage 1 zum Paragrafen 15 des Gebäudeenergiegesetzes. Dort werden Dämmwerte für die Außenwände eines Referenzhauses definiert. Für Außenwände mit Kontakt zur Außenluft gibt die Rechtsnorm einen Wert von 0,28 W/(m2·K) an. Diese Angabe bezieht sich nicht nur auf die Wände, sondern schließt explizit auch Einbauten ein. Das Gesetz benennt mit eingebauten Rollladenkästen auch ein Beispiel aus der Kategorie Fensterzubehör. Für die Praxis bedeutet das, dass Rollladenkästen für den Wandeinbau mit einer hochwertigen thermischen Isolierung ausgestattet sein müssen. Verzichtbar ist die Wärmedämmung bei den Aufsatzrollläden, die auf Rahmenbereichen der Fenster und Fenstertüren platziert werden. Dabei sorgt die Wärmedämmung der Rahmenprofile für die Einhaltung der Grenzwerte beim Wärmedurchgangskoeffizienten.

Gutes Fensterzubehör senkt den Primärenergiebedarf beim Effizienzhaus

Die Ausstattung der Terrassentüren, Balkontüren und Fenster mit modernen Rollläden ist in jedem Fall ratsam. Sie tragen auf verschiedene Weise zur Senkung der Kosten für die Innenraumklimatisierung bei. Einerseits verringern sie in Winternächten die Wärmeabnahme von den Tür- und Fensterflächen durch eisige Winde. Andererseits halten sie im Sommer die langwellige Wärmestrahlung der Sonne von den Scheiben und Rahmen fern und senken so den Energie- und Kostenaufwand für die Raumkühlung. Selbst bei einer zentralen Belüftung mit Koppelung an eine Wärmepumpe fallen Kosten für den Betrieb der dazugehörigen Ventilatoren an.

Ebenso interessant sind automatische Öffnungs- und Schließmechanismen beispielsweise für Dachflächenfenster oder die Ausstellfunktion der PAS-Systeme. Kleine Elektromotoren mit einer WLAN- oder Bluetooth-Verbindung zur Steuerung einer zentralen Klimaanlage reduzieren den Wärme- und Kühlbedarf der Innenräume durch die optimale Ausnutzung der im Tagesverlauf oder witterungsbedingt schwankenden Temperaturdifferenzen zwischen den Innenräumen und dem Außenbereich.

Fenster für Effizienzhäuser: Was bietet den größtmöglichen Nutzerkomfort?

Dreh-Kipp-Türen und Dreh-Kipp-Fenster gelten schon seit einigen Jahrzehnten in Deutschland als Standard für die Ausstattung von Wohnräumen. Sie bringen den Vorteil der Wahl zwischen einer Volllüftung (komplettes Öffnen) und einer dosierten Teillüftung (Ankippen) mit. Diese Wahl ermöglichen auch die PAS-Systeme, die zusätzliche Pluspunkte beim Nutzerkomfort zu bieten haben. Im Bereich der Teillüftung gelten die Parallel-Ausstell-Schiebesysteme (dafür steht das Kürzel PAS) als sicherer als die Dreh-Kipp-Varianten. Der bei der Teillüftung per Ausstellfunktion entstehende Spalt ist nicht so groß, dass das Risiko eines Durchgreifens zum Betätigen des Türgriffs oder Fenstergriffs bestünde. Das heißt, PAS-Systeme schneiden bei der Bewertung des Einbruchschutzes besser ab als Dreh-Kipp-Systeme. Außerdem versperren bei PAS-Fenstern und PAS-Türen die vollständig geöffneten Fensterflügel und Türblätter keinen Platz. Dieses Problem der Drehflügel ist vor allem Menschen bekannt, bei denen sich in der Küche die Arbeitsfläche an der Fensterfront befindet. Probleme beim Putzen solcher modernen Schiebefenster und Schiebetüren sind nicht zu befürchten, da der Fachhandel dafür beispielsweise Teleskopreiniger oder Magnetreiniger anbietet.

Apropos Einbruchschutz: Worauf kommt es an?

Vor allem in leicht von außen zugänglichen Bereichen spielt der Einbruchschutz eine wichtige Rolle, denn was bringen all die Energieeinsparungen, wenn am Ende „Langfinger“ die Wohnung ausräumen? Wie gut die einbruchhemmende Wirkung von Fenstern und Türen ist, zeigt die deklarierte Widerstandsklasse an. Maßgeblich für die Einstufung sind die Normen in der DIN EN 1627. Für Wohnräume empfehlen sich die Widerstandsklassen RC 2 und RC 2 N. Damit deklarierte Fenster geben auch dann innerhalb von drei Minuten nicht nach, wenn Gelegenheitstäter/-innen einfache Handwerkzeuge einsetzen. Garantiert wird das entweder durch umlaufend verteilte Pilzkopfzapfen und Führungsschienen oder die Bestückung mit gegenläufigen Krallen zusammen mit einer soliden mechanischen Widerstandskraft der Rahmen. Fenster und Türen in ebenerdigen Räumen oder Erdgeschossbereichen sowie an Gebäuden mit Fenster- und Wohnungszugängen über außenliegende Galerien oder gemeinschaftlich genutzten Balkonen und Terrassen sollten zudem abschließbare Griffe erhalten.

Insektenschutz bei Fenstern und Türen nicht vergessen!

Ein zuverlässiger Insektenschutz für Türen und Fenster ist nicht nur bei Menschen wichtig, die allergisch auf Insektengifte reagieren. Immerhin betrifft das allein in Deutschland rund 3,5 Prozent der gesamten Bevölkerung. Hauptauslöser ist dort das Melittin, das neben den Honigbienen und Wildbienen auch viele Wespen- und Hornissenarten beim Stich unter die Haut des Menschen bringen. Hinzu kommen viele Insektenarten, die beispielsweise Borreliose- oder FSME-Erreger übertragen. Dazu gehören neueren Forschungen zufolge längst nicht mehr nur Zecken. Aber auch die sogenannten Alienarten verstärken in Deutschland die Notwendigkeit von zuverlässigen Insektenschutzmaßnahmen.

Für den Insektenschutz für Fenster und Fenstertüren stehen verschiedene Varianten zur Auswahl. Die Palette startet beim Insektennetz im Rahmen eines Drehflügels. Für PAS-Fenster und PAS-Türen gibt es passende Schiebesysteme, doch es geht auch wesentlich komfortabler. Gute Beispiele sind die in Rollladenkästen integrierten Insektenschutzrollos. Wer schon Rollläden hat und sie nicht austauschen möchte, findet in den Insektenschutzplissees mit selbstklebenden Magnethalterungen eine gute Alternative. Diese modernen Varianten schränken weder den Luftaustausch noch den Lichteinfall und die Ausblicke in nennenswertem Umfang ein.

Die Formen- und Farbenvielfalt für Fenster ist nahezu grenzenlos

Wer bei Neubauten und energetischen Sanierungen die Standards der Effizienzhäuser 40 und 55 erreichen will, muss bei der Optik keine Kompromisse machen. Dafür sorgt die Vielfalt der verfügbaren Fensterformen. Runde, halbrunde und dreieckige Fenster gibt es bei vielen Herstellern und Fachhändlern inzwischen serienmäßig in verschiedenen Größen. So lässt sich eine komplette Glaswand beispielsweise auch in Dachgeschosswohnungen an der Giebelseite mit dem Balkon unter dem Dachüberstand problemlos realisieren.

Moderne Technologien zur Oberflächengestaltung bieten die Chance, auch bei Kunststofffenstern und Aluminiumfenstern die Haptik und Optik eines Massivholzrahmens nachzuahmen. Fenster und Fenstertüren gibt es in unzähligen RAL-Farbnuancen. Wissenswert ist die Tatsache, dass viele Hersteller und Händler auch eine unterschiedliche Farbgebung für die Innen- und Außenseite der Rahmen anbieten. Einer optimalen Anpassung an das Aussehen der Fassade sowie die vorhandenen Innenraumkonzepte steht also kein Hindernis im Weg.

Zum Schluss noch ein paar Tipps zur Auswahl von Sprossenfenstern

Sprossenfenster können in vielen Fällen als Auflage des Denkmalschutzes vorgeschrieben sein. Dabei kommt es auf die genaue Deklaration an. Gibt es keine Auflagen zum Schattenwurf, machen zur Reduzierung des Reinigungsaufwands zwischen den Scheiben liegende Sprossen Sinn. Wer die Fenster seines Gebäudes aus eigenen Designwünschen heraus mit Sprossen versehen möchte, könnte auch zu metallenen (und sehr flachen) Sprossen greifen, die lediglich an der Außenseite der Fenster angebracht werden. Dafür stehen verschiedene Farbvarianten zur Auswahl. Besonders beliebt für Gebäude im Landhausstil sind goldfarbene, silberfarbene und schwarze Sprossen oder Streben (wie sie im Volksmund genannt werden), die eine Beschichtung in der Farbe der Fensterrahmen mitbringen.

Fazit:

Wer sein Wohngebäude energetisch sanieren oder bei einem Neubau die Vorgaben der Effizienzhäuser 40 und 55 erfüllen möchte, ist in seiner Auswahl der Fenster kaum eingeschränkt. Wichtig sind die Ansprüche an einen niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten, eine „warme Kante“ sowie grundlegende Elemente des Einbruchschutzes. Erforderlich für Effizienzhäuser sind grundsätzlich Fenster und Fenstertüren mit einer modernen Dreifachverglasung. Zudem sind als Fensterzubehör Beschattungselemente und ein solider Insektenschutz zu empfehlen.

 

 

 

Fenster für Effizienzhäuser 40 & 55: Was ist zu beachten?

eccuro Redaktion

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