Status Quo: Die Heizung in der Gegenwart

Die Heizung der Gegenwart stammt viel zu oft aus der Vergangenheit. Denn sie ist im Durchschnitt 17 Jahre alt und entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. In über 80 Prozent der deutschen Wohngebäude arbeitet immerhin eine Zentralheizung. Der beliebteste Energieträger ist mit großem Abstand Gas. Dieser kommt in 47,7 Prozent der Wohngebäude zum Einsatz. Mit 30,4 Prozent liegt Öl auf Platz zwei, gefolgt von Fernwärme (6,6 %), elektrischen Wärmepumpen (3,4 %) und Holz- sowie Pelletheizungen (2,8 %). Die übrigen 6,9 Prozent teilen sich auf Einzelöfen für Holz, Kohle und andere Einzelheizungen auf. Von den installierten Öl- und Gaszentralheizungen setzen bereits 46,8 auf die Brennwerttechnik. 42,2 Prozent arbeiten im Niedertemperatur-Betrieb und 11 Prozent der Heizanlagen zählen zu sonstigen. Hierbei handelt es sich überwiegend um alte Standard- und Konstanttemperaturkessel, die deutlich mehr verbrauchen als eigentlich nötig.

(Quelle: BDEW-Studie: Wie heizt Deutschland 2019?)

Im Neubau liegt die Wärmepumpe bald auf Platz 1

Ein Blick auf den Neubaubereich zeigt: Hier wendet sich das Blatt. Denn geht es darum, ein neues Haus mit infoboWärme zu versorgen, entscheiden sich immer mehr Bauherren für eine Wärmepumpe. So folgte sie 2019 mit einem Anteil von 29,8 Prozent dicht auf die Gasheizung, die mit 36,8 Prozent noch immer auf Platz eins lag. Mit insgesamt 26,5 Prozent steigt aber auch die Bedeutung der Fernwärme im Neubau stetig an. Während Holz- und Pelletheizungen 2019 in 4,1 Prozent der neuen Wohngebäude zum Einsatz kamen, ist die Ölheizung heute eher eine Randerscheinung. Die Technik erreichte einen Anteil von gerade einmal 0,6 Prozent und lag damit sogar hinter der Elektroheizung (1,1 %).

(Quelle: Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2019)

Was sagen die Zahlen: Aus den Zahlen und ihren Verläufen in den letzten 20 Jahren lassen sich eindeutige Trends ablesen. Während die Gasheizung allmählich uninteressanter wird, gewinnen Wärmepumpe und Fernwärme zunehmend an Beliebtheit. Hier nicht zu erkennen: Auch die Elektroheizung mausert sich zur Heizung der Zukunft. Warum das so ist, lesen Sie in den folgenden Abschnitten.

Heizung der Zukunft: Diese Anforderungen gelten

Vor einigen Jahren musste eine Heizung vor allem eines: Das eigene Haus mit Wärme versorgen. Gut, wenn das auch möglich günstig klappte. An die Heizung der Zukunft sind jedoch deutlich höhere Anforderungen gestellt. So muss sie vor allem ressourcen- und klimaschonend arbeiten. Sie darf nicht zu viel Verbrauchen und im besten Falle kein CO2 ausstoßen. Wichtig ist außerdem, dass die Technik zuverlässig läuft, von vielen Handwerkern repariert sowie gewartet werden kann und möglichst günstig in der Anschaffung ist. Lässt sich die Anlage dann noch per Sprachbefehl bedienen? Oder passt sie ihre Leistung sogar automatisch an meine Bedürfnisse an? Dann ist das Paket komplett und die Heizung der Zukunft perfekt!

Wichtige Voraussetzung: Nicht jede Heizung ist für jedes Haus geeignet. Ausrichtung, Dämmung und Qualität der Fenster: All das spielt eine große Rolle, wenn es um die Wahl der passenden Technik geht. Die Heizung der Zukunft kann daher ganz anders aussehen, wenn sie im Altbau statt im Neubau zum Einsatz kommt.

Zukunftsfähige Heizsysteme im Vergleich

Wir haben das aktuelle Bau- und Sanierungsgeschehen beobachtet und 3 zukunftsfähige Heizsysteme herausgestellt. Dazu gehören die Gasheizung mit Solarthermie, die Wärmepumpe mit Solarthermie und Photovoltaik und die Elektroheizung mit Solarstromanlage. Natürlich gibt es auch andere innovative Systeme, die zum Beispiel Strom und Wärme selbst produzieren oder Sonnenwärme in gigantischen Tanks bis in den Winter speichern. Diese sind allerdings technisch hochkomplex und/oder besonders kostenintensiv.

Nur ein Beispiel: Mit einer Kombination aus Brennstoffzellenheizung, Photovoltaik, Elektrolyseur, Wasserstoff- und Stromspeicher versorgen Sie sie sich annähernd energieautark. Die Kosten liegen mit 60.000 bis 90.000 Euro (aktuell) allerdings weit über dem Durchschnitt.

Ist die Gasheizung mit Solarthermie eine Heizung der Zukunft?

Geht es um den Neubau, lässt sich diese Frage klar mit Nein beantworten. Bei der Sanierung zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Denn Gasbrennwertthermen und -kessel nutzen heute bereits bis zu 98 Prozent der in den Brennstoffen gespeicherten Energie zum Heizen. Sie sind kompakt, ausgereift und jedem Heizungsbauer bekannt. Das beugt Problemen bei der Installation vor und sichert schnelle Hilfe, falls es doch einmal zu einer Störung kommt.

Für Solarthermieanlagen gilt das Gleiche. Die Systeme wandeln kostenfreie Sonnenenergie in Heizwärme um, die sie dann der Raumheizung und/oder der Warmwasserbereitung zur Verfügung stellen. Die Kosten des Gesamtsystems sind überschaubar und auch die Regelung erfüllt die oben genannten Anforderungen. Vor allem auch, da platzsparende Gasthermen ihre Leistung in einem breiten Bereich variabel verändern können.

Einzig und allein die CO2-Emissionen sind bei dem Betrieb mit fossilem Erdgas zu hoch. Mit EE-Gas, Biogas oder Bio-Flüssiggas gibt es allerdings schon heute interessante Alternativen.

Fazit: Die Gas-Solar-Hybridheizung ist sicher keine Heizung der Zukunft für den Neubau. In Altbauten lässt sie sich aber ohne große Voraussetzungen integrieren. Größere Heizkörper oder Flächenheizsystem schaffen günstige Voraussetzungen und sorgen zudem für viel Komfort.

Zukunftsfähig heizen mit Wärmepumpe, Solar und Photovoltaik

Ist das Gebäude gut gedämmt und mit großen Heizflächen ausgestattet, sind die Voraussetzungen für eine Wärmepumpe optimal. Die Heizung macht Umweltwärme zum Heizen nutzbar und setzt dabei zum Beispiel auf Luft, Erde oder Grundwasser. Je geringer der Wärmebedarf und je niedriger die Vorlauftemperaturen im Haus sind, umso sparsamer arbeitet die Heizung der Zukunft. Umso weniger Strom benötigt sie und umso günstiger ist es, die elektrische Energie über eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher zu gewinnen. Kümmert sich eine Solarthermieanlage zusätzlich um warmes Trinkwasser, entlastet das die Wärmepumpe und somit auch das Gesamtsystem.

Zugegeben: Abhängig von der Art der Wärmepumpe sind die Lösungen mit über 30.000 Euro kostenintensiver. Bei optimaler Planung erreichen Sie aber auch einen hohen Autarkiegrad. Sie müssen weniger Strom einkaufen und sparen viel Geld. Decken Sie den offenen Bedarf mit Grünstrom, arbeitet die Anlage zudem auch CO2-neutral.

Die wichtigste Voraussetzung für diese Heizung der Zukunft ist die individuelle und ganzheitliche Planung. Das Haus muss optimal nach Süden ausgerichtet sein. Außerdem sollten starke Wände (zum Beispiel monolithische Bauweise) viel Wärme speichern, aber nur wenig verschwinden lassen.

Fazit: Dass die Wärmepumpe ein Kandidat für die Heizung der Zukunft ist, zeigen bereits die aktuellen Bauantragszahlen. Zusammen mit Solarthermie, Photovoltaik und einem optimal geplanten Gebäude arbeitet die Technik dabei nahezu autark. Die Kosten sind auch ohne Förderung überschaubar und die individuelle Regelbarkeit ist ebenfalls gegeben.

Die Elektroheizung entwickelt sich zur Heizung der Zukunft

Die Elektroheizung hat schon alles erlebt: Sie war günstig und besonders beliebt sowie teuer und verteufelt. In Zukunft könnte das Interesse wieder steigen. Der Grund: In Bezug auf die Anschaffungs- und Wartungskosten ist die Technik nicht zu übertreffen. Große (und immer günstigere) Photovoltaikanlagen erzeugen viel Strom, der sich kostenfrei zum Heizen nutzen lässt. Während Sie Überschüsse aus dem Sommer momentan in Strom Clouds einspeisen und später besonders günstig zurückbekommen, sorgen in Zukunft große Wasserstoffspeicher für den saisonalen Ausgleich.

Aber einen Schritt zurück. Sprechen wir von der Elektroheizung, geht es um die Infrarotheizung, die Wärme sonnengleich abstrahlt. Sie kommt im Vergleich zu Heizkörpern mit geringeren Umgebungstemperaturen aus und sorgt allein dadurch für sinkende Verbräuche. Dem zuträglich ist auch die Tatsache, dass die Anlage Strom nahezu verlustfrei in Wärme umwandelt. Das Heizsystem benötigt keine Rohrleitungen, Armaturen oder Pumpen. Es ist komplett wartungsfrei und günstig in Bezug auf Anschaffung und Montage. So liegen die Gesamtkosten für Heizung und Photovoltaik im Haus bei 20.000 bis 30.000 Euro. Anders als bei den anderen Systemen sind die Ausgaben für Wärmeverteilung, Wärmeübertragung und Warmwasserbereitung dabei bereits inklusive.

Damit die Heizung der Zukunft die oben aufgeführten Anforderungen erfüllt, kommt es auch hier auf ein optimal geplantes Haus an. Dieses muss solare Gewinne im Winter einfangen sowie speichern und darf nur wenig Energie verbrauchen. Ist das gegeben, funktioniert das Konzept unabhängig davon, wie sich die Nutzer verhalten.

Fazit: Die elektrische Infrarotheizung gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Sie kommt mit besonders wenig Technik aus, verursacht nahezu keine Wartungskosten und ist daher ein Favorit, wenn es um die Heizung der Zukunft geht. Infrage kommt das Konzept, das sich wie die anderen im Vergleich auch individuell steuern und regeln lässt, allerdings nur in optimal geplanten Neubauten.

Abschließende Worte zur Heizung der Zukunft

Einen Gewinner gibt es hier nicht. Denn wie erläutert, spielen die örtlichen Gegebenheiten immer eine wichtige Rolle. Im Bestand, wo Sanierungsbudgets häufig knapp sind, lässt sich mit der Kombination aus Gasheizung, Solarthermie und Bio- oder Ökogas ohne hohe Kosten viel CO2 einsparen. Sanieren Sie zum Effizienzhaus, kommen genau wie im Neubau auch die übrigen Systeme infrage. Erforderlich ist aber auch hier immer eine individuelle und ganzheitliche Planung.

Heizung der Zukunft nutzt Solarenergie

eccuro Redaktion

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