Sanierung statt Abriss


Seit den 60er Jahren dienen die Plattenbauten für schnellen, massentauglichen Wohnraum. Heutzutage entsprechen die Bestandsgebäude den heutigen Komfort- und Effizienzstandards nicht mehr, so dass eine Sanierung erfolgen sollte.Der Wohnungsmangel in Berlin, sowie in anderen Städten mit zahlreichen Plattenbauten, schließt den Abriss von diesen Gebäuden aus. Bei der Mehrheit der Plattenbauten liegt die geschätzte Lebensdauer der tragenden Bauteile zwischen 100 und 150 Jahren, wobei die Gebäudetechnik und Gebäudehülle schon heute am Ende ihrer Lebensdauer angelangt ist. Daher haben verschiedene Organisationen und Forschungsinstitute in Europa nach Sanierungslösungen für Plattenbauten gesucht. Sowohl Deutschland als auch viele osteuropäische Länder können bereits auf eine reiche Erfahrung im Bereich der Plattenbausanierung zurückblicken. Bestehende Plattenbaugebäude in Ostdeutschland sowie in den neuen Mitgliedstaaten der EU sind meist 25 bis 55 Jahre alt.
Europaweit sind bei Plattenbauten folgende Probleme und bauliche Mängel zu beobachten:

  •  niedrige Qualität der Wohnungsausstattung und der sanitären Einrichtungen
  • Verarbeitung von minderwertigen Materialien,
  • unzureichende Wärmedämmung der Außenwände,
  • unzureichende Schalldämmung,
  • Installation von einfachen Fenstern und Türen mit einem niedrigen Dämmwert.
  • unsorgfältige Montage

 
Diese Probleme führten in zahlreichen Fällen zu Wärmebrücken zwischen den Bauteilen, welche Feuchtigkeit und Schimmel zur Folge hatten.Allerdings besteht bei der Mehrheit der Gebäuden keine Einsturzgefahr und der Zerfall ist meist oberflaechlich. Mangelende Wärmedämmung verursacht auch Probleme beim Schut ,vor sommerlichen Temperaturen, vor allem bei Gebäuden mit langen südlichen Fassaden.

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Inwieweit kann eine energetische Sanierung den Energiebedarf von Plattenbauten verbessern? Praxisbeispiele zeigen das aus einem Plattenbau ein Passivhaus werden kann. Das Passivhaus ist ein bekanntes Baukonzept sowohl für Neubauten als auch für die Modernisierung von bestehenden Gebäuden. Ein Passivhaus soll beispielsweise 90 % weniger Wärmeenergie als bestehende Gebäude verbrauchen. Das Ziel soll mittels hocheffizienter Wärmedämmung der Gebäudehülle erreicht werden. In einem Passivhaus sorgt ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung für frische Luft und Behaglichkeit.

Zu den Vorteilen eines Plattenbaus zählen ihre einfache Konstruktion und Sanierungsmöglichkeit, ein niedriger Energiebedarf gegenüber Altbaugebäuden und ihre niedrigen Preise. Als Nachteile werden oftmals das uniforme Aussehen, sowie die kleinen Räume genannt. Um Energie zu sparen, reicht oftmals die Sanierung nicht. Ständige Kontrollen und Anpassungen anhand Energiemonitoringstechniken sind nötig, um den täglichen Energieverbrauch des Gebäudes zur Außentemperatur zu optimieren. Nach der Reduzierung des Energiebedarfs, durch eine neue Wärmedämmung, effizientere Heizungsanlagen und Lüftungssysteme, ist es sinnvoll einen Plattenbau mit einer Solaranlage auszustatten. Das Flachdach, welches bei der Mehrheit der Plattenbauten zu finden ist, erlaubt eine einfache Installation von Strom- und thermischen Solaranlagen.

 

Was ist möglich? - Ein Beispiel aus Ungarn

Plattenbauten in einen modernen und zeitgemäßen energetischen Stand zu versetzen und für die Herausforderungen der Energiewende zu rüsten, wurde unter anderem durch das Forschungs- und Vorbildprojekt SOLANOVA gefördert. Im Rahmen dieses Projektes wurde ein ungarischer, siebenstöckiger, 70er-Jahre Plattenbau mit 42 Wohnungen als Passivhaus bzw. Niedrigenergiehaus standardrenoviert.
In seinem bestehenden Zustand war das Gebäude schlecht isoliert und verfügte über eine veraltete Heizungsanlage. In den Verbindungen zwischen den gefertigten Bauteilen, den Fensterelementen und insbesondere in den Eckwohnungen entstanden starke Wärmebrücken. Der Wärmeverluste der Gebäude waren wegen der Verwitterung und des Zerfalls der Gebäudehülle und der Anlagetechnik deutlich höher als der Laborgemessene U-Wert.

Die Renovierung wurde von 2004 bis 2005 durchgeführt. Es wurde beim Projekt die folgenden Maßnahmen realisiert:
Fassadendämmung in Stärke von 16 cm. Zudem wurden Fenster mit Dreifachverglasung und Jalousien in dem Raum zwischen die Fensterscheiben installiert. Diese Kombination sorgt gleichzeitig für sommerlichen Wärmeschutz und reduziert Wärmebrücken. Auf dem Dach wurden zunächst 30 cm von Dämmmaterial installiert und später begrünt. Dieses Gebiet kann nun auch als Freizeitanlage genutzt werden. Die 1-Rohr-Heizungen wurden durch ein 2-Rohr-Systeme ersetzt und die Vorlauftemperaturen wurden von 90/70 °C auf 60/45 °C gesenkt. Individuelle Lüftungssysteme wurden in jeder Wohnung installiert. Die Messungen nach der Sanierung zeigten 80 % Ersparnis an den gesamtverbrauchten Energieressourcen.

Ostdeutschland - Sanierung auch beim Leerstand?

Die Leerstandsquote Deutschlands lag 2013 bei 3.1 Prozent. In Ostdeutschland ist die Quote mit 6.1 deutlich höher, wobei mehrere leerstehende Gebäude Plattenbauten sind.
Nach einigen Vorschlägen wäre es möglich in den leerstehenden Plattenbauten Flüchtlinge unterzubringen. Dies ist aber nicht immer und überall möglich, aufgrund von Faktoren wie dem Verteilungsschlüssel und anderen sozioökonomischen Bedingungen.

Die Deutsche Energieagentur zeigt in einem Praxisbeispiel wie 75% der Primärenergie in einem leipziger Plattenbau in Rahmen eine Sanierung gespart wurde.
Die Einsparung gelungen anhand der folgenden Maßnahmen:

  • Verstärkung der Fassade mit 10 cm Mineralkohledämmplatten
  • Dämmung der Kellerdecke mit 8 cm Stärke.
  • Dämmung oberste Geschossdecke mit 12 cm Stärke.
  • Einbau von Fenstern mit 2-Scheiben-Wärmeschutzverglasung
  • Einbau einer Fernwärmeheizung mit einem Kraft-Wärme-Kopplungsanteil von 96 Prozent
  • eine 181 m^2 Solarkellertoranlage in der Brüstung für Warmwasserbereitung.
  • Ausstattung einer Abluftanlage mit Außenwand-Luftdurchlässen in jeder Wohnung.

 

Plattenbausanierung - Eröfnung neuen Märkte

Während in Deutschland viele Plattenbauten bereits saniert wurden, kümmern sich die baltischen Länder erst jetzt um die enormen Verluste der Energieressourcen bei ihren bestehenden Immobilien. Durch neue europäische Effizienzziele und staatliche Förderung steigt der Bedarf nach ganzheitlichen Sanierungen von Plattenbauten. Was neue Märkte für deutsche Sanierungsanbieter eröffnet, welche ihre Erfahrung bereits in den neuen Bundesländern erworben haben. Passivhauslösungen wie z.B. Wärmedämmung, intelligenten Dampfbremsen, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung, Heiztechnik, Solaranlagen Mess- und Steuerungstechnik sind insbesondere sehr gefragt.

 
Fazit und Zusammenfassung

Von der gesamt-praktischen Ansicht sind Plattenbau Gebäuden sowohl sparsam als auch nachhaltig. Sie erfüllen ihren ursprünglichen Zweck als eine billige Wohnlösung. Anhand moderner Sanierungsmaßnahmen und Design ist es möglich, sowohl Behaglichkeit als auch inneren Wohnkomfort zu schaffen. Mit Hilfe von Technologien wie Solaranlagen, grünen Dächern und Kleinwindkraftanlagen können Plattenbauten in der Zukunft auch einen Anteil ihrer Energie erzeugen und damit neue Horizonte von Energieeinsspar- und Erzeugung eröffnen. Anhand geeigneter Sanierungsmaßnahmen kann das Wohnen in Plattenbauten sowohl bequem als auch umweltfreundlich sein.

 

 

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