Der dänische Wärmemarkt ist dem deutschen um gut 20 Jahre voraus. Hier gibt es einen konsequenten Weg weg von Fossilen, der seit den großen Ölkrisen der 70er Jahre gesellschaftlicher Konsens ist. Seitdem werden kontinuierlich effiziente Nahwärmenetze errichtet. In die sollen vorrangig erneuerbare Energien wie Solar- und Geothermie eingespeist werden oder aber KWK-Anlagen leisten effiziente Dienste.

Doch der KWK-Einsatz geht immer mehr zurück. Ralf Radloff, inzwischen pensionierter Wärmemarkt-Experte des Ministerium für Energiewende,

 

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Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein und Herausgeber des Newsletters Wärmewende-Info befasst sich in seiner letzten Ausgabe mit genau diesem Phänomen. Zu den Gründen heißt es:

 

Wie in Deutschland wurde die KWK mit fixen Einspeisevergütungen gefördert. Der immer größer werdende Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung führte bereits 2005 zu einer Umstellung von der fixen zur variablen Förderung der KWK, um diese an den zunehmenden Flexibilisierungsbedarf anzupassen. Ergebnis: Die Volllaststunden der dezentralen KWK-Anlagen sind kontinuierlich gefallen, z.T. auf 400 h/a, im Durchschnitt auf 1.537 h/a (2013). Der KWK-Anteil liegt aber immer noch über 40 %.

 

Weil große Mengen „überschüssigen“ Windstroms zu Niedrigstpreisen exportiert werden (müssen), zielt man in Dänemark auf einen zusätzlichen Baustein der Wärmebedarfsdeckung: Einsatz großer Wärmepumpen, die in Wärmenetze einspeisen. Die pragmatische kontinuierliche Anpassung der Rahmenbedingungen stockt derzeit etwas.

 

Diese Entwicklungen stehen uns im Grundsatz (vielleicht nicht im Detail) auch bevor – allerdings liegt der Windkraftanteil in Deutschland 2014 erst bei 8,6 % und in Dänemark bei 39,1 %.

 

Dieses Info basiert neben den angegebenen Quellen auf Interviews mit Michael Nast (DLR Stuttgart/IFEU Heidelberg) und Wolfgang Schulz (Fraunhofer IFAM Bremen). Darüber hinaus danke ich Per Alex Sørensen (Planenergi), Bjarne Rasmussen (Region Zealand), Sebastian Löck und Hans Eimannsberger.

 

Empfohlen werden Großwärmepumpen deshalb, so Radloff, weil sie deutlich weniger auslastungssensibel als monovalent eingesetzte dezentrale Wärmepumpen seinen. Ein wesentliches wirtschaftliches Hemmnis sei, dass von Großwärmepumpen eingesetzter Strom weiterhin zur PSO-Abgabe (2,92 Ct./kWh) veranlagt werde und nur teilweise von der Stromsteuer befreit sei (aktuell 4,69 Ct./kWh), also insgesamt 7,61 Ct./kWh an Steuern und Abgaben anfielen.

 

Deswegen seine derzeit folgende Vorschläge in der Diskussion

 

  • Grundsätzlich die Höhe der Besteuerung fossiler Brennstoffe (rund 3,8 Ct./kWh) bzw. die (teilweise) Einbeziehung erneuerbarer Energieträger,
  • eine Befreiung oder Reduzierung von der PSO-Abgabe von Strom für den Wärmepumpeneinsatz,
  • eine Flexibilisierung der Stromsteuer an die aktuelle Erzeugung („dynamic tax“): Hohe Besteuerung bei hohem fossilen Energieeinsatz, niedrige Besteuerung bei großem Windkraftanteil. Eine solche variable Stromsteuer scheitert bisher am Wider-stand des Finanzministeriums, da über eine zeitva-riable Besteuerung die Steuereinnahmen nicht mehr sicher vorhersagbar sind (Nast).
  • Welche der Maßnahmen tatsächlich zum Tragen kommen wird, ist auch nach der jüngsten Wahl schwer zu prognostizieren.

 

Für Deutschland sieht Radloff feine ähnliche Entwicklung, da sich auch hier dieRahmenbedinungen für BHKW ändern werden. Das neue KWK-G lässt hier jedoch noch vieles beim alten. Allerdings werde es auch hier zeitvariable Vergütungen geben. Der BSW Solar forderte ähnliches erst gestern. Und Radloff empfiehlt, bei der Platzierung und Dimensionierung von Heizhäusern sollte der Platzbedarf größerer Module, von größeren Wärmespeichern und der von multivalenten Techniken zumindest perspektivisch berücksichtigt werden.

 

Kursiv: Zitate aus der Wärmwende-Info Nr. 21

 

Der Wärmewende-Info-Newsletter Nr. 21 „Zur rückläufigen Bedeutung der KWK in DK – Anpassung des Wärmesektors an den Stromsektor “ kann demnächst hier heruntergeladen werden.

 

Vorschaubild: Wärmepumpen sollen aufgrund des dänsichen Strromüberschusses einen Großteil der Wärmeversorgung übernehmen – zu Lasten der KWK. Foto: Bundesverband Wärmepumpe

Dänemarks Wärmemarkt: KWK schrumpft, Groß-Wärmepumpen wachsen

Frank Urbansky

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