Das Tichelmann-System im Überblick

Das Tichelmann-System ist eine spezielle Verlegetechnik von Rohrleitungen, die einen hydraulischen Abgleich unter bestimmten Voraussetzungen überflüssig macht. Dabei binden Experten verschiedene Verbraucher so in das Heizungssystem ein, dass Vorlauf- und Rücklauf-Leitung in Summe immer die gleiche Länge haben. Das heißt: Die Verbraucher (zum Beispiel Heizkörper) mit dem kürzesten Vorlauf, bekommen den längsten Rücklauf. Auf diese Weise sind die Druckverluste vom Kessel zu jeder einzelnen Heizfläche immer gleich groß. Die Heizwärme verteilt sich gleichmäßig. Und das sogar ohne zusätzliche Regulierventile oder einen hydraulischen Abgleich.

Übrigens: Seinen Namen erhält das Tichelmann-System vom deutschen Ingenieur Albert Tichelmann. Dieser lebte von 1861 bis 1926 und hat die spezielle Verlegetechnik erfunden. Noch heute verleiht der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) jedes Jahr den Albert-Tichelmann-Preis, um ihn zu ehren.

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Alle Verbraucher müssen die gleichen Druckverluste aufweisen

Damit das Tichelmann-Prinzip funktioniert, müssen alle Verbraucher im System die gleichen Druckverluste aufweisen. Nur so lässt sich eine gleichmäßige Durchströmung des gesamten Rohrnetzes tatsächlich gewährleisten. Denn das Wasser wählt immer den Weg des geringsten Widerstandes. Ist dieser in einigen Abschnitten höher als in anderen, könnten diese zu wenig abbekommen. Für Abhilfe sorgt dann nur ein hydraulischer Abgleich, bei dem Experten den Druckverlust an einigen Verbrauchern künstlich anheben. Möglich ist das bei Heizkörpern zum Beispiel über voreinstellbare Ventile.

Durchströmung bei der konventionellen Verlegetechnik

Bei konventionellen Heizungsanlagen setzten Handwerker überwiegend auf die untere Verteilung. Dabei führen sie die Heizungsrohre (Vorlauf und Rücklauf) durch den Keller zu verschiedenen Steigsträngen. Diese führen wiederum nach oben, um alle Heizflächen im Haus an das System anzuschließen. Die einzelnen Fließwege (Weg vom Kessel zu einer Heizfläche und zurück) sind dabei in der Regel alle unterschiedlich lang. Das heißt: Auch die Druckverluste durch Armaturen und Rohrreibung sind unterschiedlich hoch, sodass sich die Heizwärme von allein kaum gleichmäßig im Haus verteilen kann. Möglich ist das in der Praxis erst durch einen hydraulischen Abgleich, bei dem Experten die Druckverluste aller Fließwege aufeinander abstimmen. Wie das funktioniert, zeigt das folgende Video besonders einfach.

Umsetzen lässt sich das zum Beispiel mit individuell eingestellten Strangregulierventilen und/oder voreinstellbaren Heizkörperventilen.

Einsatz: Tichelmann in der Praxis

Während das Tichelmann-Prinzip schon vor über 100 Jahren erfunden wurde, findet es auch heute noch Anwendung in der Gebäude- und Energietechnik. So zum Beispiel bei:

  • der Verschaltung mehrere Solarthermie-Kollektoren
  • Heizungsanlagen mit mehreren Heizkesseln
  • der Verbindung mehrere Wand-, Decken- oder Fußbodenheizungen

Grundsätzlich lohnt sich die besondere Verlegetechnik immer dann, wenn die Verbraucher einer Anlage gleiche Druckverluste aufweisen. Denn dann lassen sich ganze System oder einzelne Heizkreise auch ohne zusätzliche Armaturen einfach abgleichen. Sie werden gleichmäßig vom Heizwasser durchströmt und arbeiten effizienter.

Vorteile und Nachteile im Vergleich

Das Tichelmann-System ermöglicht den Abgleich wasserführender Systeme ohne zusätzliche Bauteile oder Berechnungen. Es sorgt für eine gleichmäßige Durchströmung und ermöglicht den Betrieb mit kleineren Pumpenleistungen. Die Verlegetechnik ist also sparsam, sicher und effizient. Nachteilig ist hingegen die Tatsache, dass Experten mehr Rohrleitungen benötigen. Eine Verlegung nach Tichelmann lässt sich im Nachhinein nicht einfach erweitern und setzt außerdem voraus, dass alle Verbraucher im Netz die gleichen Druckverluste aufweisen.

Solarkollektoren mit Tichelmann-System verbunden

eccuro Redaktion

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