Konventionelle und ökologische Farben: Was ist der Unterschied?

Herkömmliche Wandfarben sind leicht zu verarbeiten. Sie decken gut und sind in den verschiedensten Farbtönen erhältlich. Die hohe Qualität und die Beständigkeit gegen Pilze oder andere Mikroorganismen gewährleisten Hersteller dabei mit chemischen Inhaltsstoffen. Zum Einsatz kommen Bindemittel und Konservierungsstoffe wie Formaldehyd. Das Problem: Die Chemikalien dunsten auch lange nach dem Streichen aus und gehen in die Raumluft über. Hier sorgen sie für unangenehme Gerüche, Kopfschmerzen, Hautreizungen, Atemprobleme oder andere Erkrankungen.  

Ökologische Farben kommen im besten Falle komplett ohne chemische Zusatzstoffe aus. Sie basieren allein auf natürlichen Rohstoffen und sind problemlos zu verarbeiten. Auch wenn manche Produkte einen gewissen Eigengeruch haben, schaden sie weder der Umwelt noch der Gesundheit. Während offenporige Wandfarben mit ihrer Atmungsaktivität zu einem besseren Raumklima beitragen, sind einige Naturfarben sogar wasserfest. Sie eignen sich daher auch für Bäder und andere Feuchträume.

Strapazierfähigkeit und Deckkraft: Halten Ökofarben mit konventionellen mit?

Wie in vielen Bereichen gibt es heute auch bei natürlichen und ökologischen Farben eine große Auswahl. Hochwertige Produkte erreichen dabei eine sehr gute Deckkraft. Sie sind außerdem besonders strapazierfähig und teilweise sogar nassabriebfest. Erkennen können Sie das an der Produktdeklaration. So gibt es vier Deckkraftklassen nach DIN EN 13300:

  • Klasse 1: Deckkraft mindesten 99,5 Prozent
  • Klasse 2: Deckkraft mindesten 98,5 Prozent
  • Klasse 3: Deckkraft mindesten 95,0 Prozent
  • Klasse 4: Deckkraft geringer als 95,0 Prozent

Für erstklassige Ergebnisse sollten Verbraucher ökologische Farben kaufen, die die Deckkraftklasse eins oder zwei erreichen.

Auch in puncto Strapazierfähigkeit können viele Natur- und Ökofarben mit konventionellen Produkten mithalten. Ob das auch im konkreten Fall so ist, verrät die sogenannte Nassabriebbeständigkeit. Sie ist in fünf Klassen unterteilt, wobei „Klasse 1“ für die höchste Strapazierfähigkeit steht. „Klasse 2“ entspricht der früher geläufigen „Scheuerbeständigkeit“ und „Klasse 3“ der „Waschbeständigkeit“ nach DIN 53778.

Unser Tipp: Die Deckkraft einer Farbe hängt nicht nur vom Produkt selbst ab. Sie wird auch vom Untergrund beeinflusst. Ist dieser kräftig gestrichen oder stark saugend, lohnt sich die Vorbehandlung mit einer ökologischen Grundierung. Viele Hersteller bieten dabei Produkte an, die perfekt mit den ökologischen Farben harmonieren.

Hinweise zur Verarbeitung von Natur- und Ökofarben

Konsequent ökologische Farben kommen ohne chemische Zusätze aus. Da diese die Verarbeitungseigenschaften beeinflussen, kann der Einsatz von Naturfarben mit einem höheren Aufwand verbunden sein. Wir empfehlen daher, die Herstellerangaben genau zu beachten. Denn aus diesen gehen die wichtigsten Produkteigenschaften hervor. Abhängig von Farbe und Untergrund kann außerdem eine passende Grundierung nötig sein, damit der neue Anstrich auch richtig hält.

Unser Tipp: Auch Natur- und Ökofarben sind in vielen Nuancen erhältlich. Um den passenden Farbton zu finden, sollten Sie die Grundfarben dabei mit Abtönfarben aus dem gleichen Sortiment mischen. Das sichert eine hohe Qualität sowie eine optimale Gesundheits- und Umweltverträglichkeit.

Nicht alle Ökofarben sind gesundheitlich unbedenklich

Kaum zu glauben, aber war: Nicht überall, wo Öko draufsteht, ist tatsächlich auch Öko drin. So können sogar Naturfarben mit dem „Blauen Engel“ gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe enthalten. Hersteller verzichten dabei zwar auf einige bekannte Substanzen, ersetzen diese aber häufig mit einem Cocktail aus verschiedensten Chemikalien. So kommen die sogenannten Isothiazolinone heute häufiger als Ersatzmittel für Formaldehyd als Konservierungsstoff zum Einsatz. Diese Verbindungen sind keineswegs unbedenklich. Denn sie können sogar Allergien auslösen.  

Unser Tipp: Ob es sich tatsächlich um ökologische Farben handelt, erkennen Sie an der Volldeklaration der Inhaltsstoffe. Diese sollte in den Produktunterlagen oder direkt auf der Verpackung zu finden sein. Vor allem Allergikern helfen die Informationen, passende Produkte zu finden. Bei konventionellen Wand- und Deckenfarben ist die komplette Rezeptur oft nicht einsichtig.

Verschiedene Naturfarben und ihre Eigenschaften im Vergleich

Wer sich für Ökofarben interessiert, hat heute eine sehr große Auswahl. So gibt es neben Naturharz-Dispersionsfarben auch Lehm-, Kalk-, Leim-, Silikat- und Kaseinfarbe. Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Eigenschaften im Vergleich.

Ökologische Farben Wesentliche Inhaltsstoffe Eigenschaften
Lehmfarbe Tonmehl, Pflanzenstärke, Zellulose oder pflanzliche Eiweiße atmungsaktiv und klimaregulierend, geruchs- und schadstoffabsorbierend, einfach zu verarbeiten, viele Farbtöne erhältlich
Kalkfarbe Sumpfkalk oder gelöschter Kalk, Bindemittel atmungsaktiv, alkalisch (wirkt desinfizierend und vorbeugend gegen Schimmel), weniger stark deckend, natürliche Farbwirkung
Leimfarbe Leime aus Leder oder Knochen, Kreide atmungsaktiv, gut deckend, hohe Haftfähigkeit, lässt sich kaum überstreichen, ungeeignet für Feuchträume
Kaseinfarbe Milcheiweiß, Kreide, Kalk atmungsaktiv, wischbeständig und gut haltbar (starke Verbindung zum Untergrund), kann in Feuchträumen zu Schimmelbildung führen, mit Eigengeruch verbunden
Silikatfarbe Kaliwasserglas (Quarzsand und Kaliumkarbonat), auch erhältlich als Dispersions-Silikatfarbe mit Kunstharzdispersionen atmungsaktiv, schimmelresistent, lange haltbar, wasserfest, für Feuchträume geeignet, auf mineralischen Untergründen anzuwenden, nicht für Überstreichen von Kunststoff- und Ölfarben geeignet (vorher entfernen)
Naturharz-Dispersionsfarbe Öle (Lein-, Bergamott- oder Rizinusöl), Kreide, Titandioxid, Talkum und Zellulose vielseitig einsetzbar, einfache Verarbeitung, wischfest, in vielen Farben verfügbar

Die Tabelle zeigt verschiedenste ökologische Farben, von denen nicht alle für jeden Bereich geeignet sind. Während sich Naturharz-Dispersionsfarben vielseitig einsetzen lassen, setzen Silikatfarben einen mineralischen Untergrund voraus. Durch ihre alkalische und desinfizierende Wirkung eignet sich die wasserfeste Silikatfarbe dafür in Feuchträumen. Kaseinfarbe, die aus tierischen Stoffen besteht, würde dort hingegen die Schimmelbildung begünstigen. Leimfarbe hält sehr gut, lässt sich aber selbst kaum überstreichen, während Kalkfarbe weniger stark deckend ist. Ein Nachteil, den die klimaregulierende Lehmfarbe nicht besitzt.

Ökologische Farben: Kosten von Natur- und Ökofarben im Überblick

Geht es um die Kosten, müssen Sie für Öko- und Naturfarben häufig mehr ausgeben als für konventionelle Wand- und Deckenfarben. Ein Grund dafür ist der höhere Aufwand bei der Herstellung. Denn die Produktion der ökologischen Farben ist oftmals weniger stark automatisiert. Außerdem sind die Rohstoffe der Produkte mit höheren Ausgaben verbunden. Wie viel Natur- und Ökofarben im Durchschnitt kosten, zeigt die folgende Tabelle.

Öko- und Naturfarben
(weiß)
Grundpreis pro Liter / pro Kilogramm Preis pro Quadratmeter
Lehmfarbe 4 bis 6 €/l 1,30 bis 2,00 €/m²
Kalkfarbe 2 bis 4 €/kg 1,00 bis 2,00 €/m²
Leimfarbe 3 bis 7 €/l 0,50 bis 1,20 €/m²
Kaseinfarbe 6 bis 9 €/kg 0,50 bis 1,50 €/m²
Silikatfarbe 4 bis 6 €/l 0,50 bis 1,50 €/m²
Naturharz-Dispersionsfarbe 10 bis 15 €/l 2,00 bis 6,00 €/m²

Wichtig zu wissen ist, dass die hier angegebenen Kosten der ökologischen Farben lediglich Richtwerte sind, die von Hersteller zu Hersteller abweichen können. Vor allem die Preise pro Quadratmeter Wandfläche können in der Praxis höher oder niedriger ausfallen. Denn sie sind auch vom Untergrund und der Anzahl der nötigen Anstriche abhängig.

Die Vorteile und Nachteile ökologischer Farben im Vergleich

Wirklich natürliche Wand- und Deckenfarben dünsten keine gesundheitsgefährdenden Stoffe aus. Sie schaden der Umwelt nicht und wirken feuchte-, schadstoff- und geruchsregulierend. Viele Produkte sind darüber hinaus von Natur aus desinfizierend, sodass sie sogar vor Schimmel schützen.

Nachteilig sind hingegen die oft höheren Preise. Ökologische Farben sind darüber hinaus teilweise mit einem höheren Verarbeitungsaufwand verbunden und in einer eingeschränkten Farbauswahl erhältlich. Hinzu kommt ein gewisser Eigengeruch, den einige Produkte abgeben. Dieser ist zwar nicht schädlich, dafür aber manchmal störend.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Vorteile und Nachteile der ökologischen Farben noch einmal zusammen.

Vorteile ökologischer Farben Nachteile ökologischer Farben
gesund höhere Preise
umweltverträglich teilweise aufwendig zu verarbeiten
feuchte-, schadstoff- und geruchsregulierend Farbauswahl teilweise eingeschränkt
häufig desinfizierend (Schutz vor Schimmel) Eigengeruch einiger Naturfarben

Unser Fazit: Wer umwelt- und gesundheitsbewusst renovieren möchte, findet in natürlichen und ökologischen Farben interessante Alternativen zu konventionellen Produkten. Die guten Eigenschaften gleichen den höheren Preis dabei oftmals aus. Um echte Ökofarben zu erkennen, sollten Sie allerdings auf die Volldeklaration der verwendeten Inhaltsstoffe achten.

Streichen ökologische Farbe an der Wand

eccuro Redaktion

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