Kurzvorstellung Petra Memmler und Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V

eccuro: Hallo Frau Memmler, bitte stellen Sie sich und den Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen doch kurz vor!

Petra Memmler:  Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. vertritt 319 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In ihren 737.000 Wohnungen (Hamburg: 290.000, Mecklenburg-Vorpommern: 272.000, Schleswig-Holstein: 175.000) leben rund 1,5 Millionen Menschen. Der VNW feiert in diesem Jahr seinen 115. Geburtstag und 25 Jahre Wiedervereinigung als Drei-Länder-Verband.

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Als Referentin für Technik und Energie ist es meine Aufgabe, die Mitgliedsunternehmen in den Fragen dieses Fachgebietes zu informieren, zu beraten und ihre Interessen gegenüber den Partnern aus Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik zu vertreten.

Herausforderung Energiewende

eccuro: Die Wohnungswirtschaft steht mit der Energiewende vor großen Herausforderungen. Können Sie uns einen Überblick über die Ängste und Probleme Ihrer Verbandsmitglieder im Kontext der Energiewende geben?

Petra Memmler: Die Mitgliedsunternehmen des VNW engagieren sich kontinuierlich für den Neubau und die Modernisierung von Wohnungen. Sie kritisieren dabei, dass die Politik der Wohnungswirtschaft immer neue Aufgaben aufbürdet. Sie soll das Weltklima retten, älteren Menschen das Heim ersparen, Flüchtlinge angemessen unterbringen und gleichzeitig mit Wohnungsneubau zur Stadtentwicklung und Entspannung an den Wohnungsmärkten beitragen. Obwohl auf der Hand liegt, dass die Umsetzung dieser Ziele in konkreten Bauprojekten nicht zum Null-Tarif zu haben ist, sollen gleichzeitig die Mieten möglichst sinken. Diesen Widerspruch kann die Wohnungswirtschaft nicht auflösen.

Reaktionen der Mieter zur energetischen Modernisierung

eccuro: Die energetische Sanierung ist gekennzeichnet von einer Vielzahl verschiedener Maßnahmen, Produkten, Gesetzen und Verordnungen und damit nicht gerade einfach zu verstehen. Wie reagieren die Mieter Ihrer Verbandsmitglieder auf umfangreiche Sanierungsmaßnahmen?

Petra Memmler: Umfangreiche energetische Sanierungsmaßnahmen werden von den Unternehmen des VNW intensiv vorbereitet. Die Mieter werden schon frühzeitig über die geplanten Maßnahmen und deren bauliche wie finanzielle Auswirkungen informiert. Die genannten komplexen rechtlichen und technischen Zusammenhänge werden den Mietern dabei anschaulich und für „Bau-Laien“ nachvollziehbar vermittelt, damit die mit der Sanierung angestrebten Verbesserungen erkennbar werden.

In den meisten Fällen schöpfen die VNW-Mitgliedsunternehmen den gesetzlich möglichen Spielraum für eine Mieterhöhung aufgrund der Sanierung nicht aus, um auch nach der Sanierung die Tragbarkeit der Mieten für die angestammten Mieter zu erhalten.

Unter diesen Rahmenbedingungen werden energetische Sanierungsmaßnahmen von den Mietern in aller Regel nicht nur toleriert sondern positiv wahrgenommen – umso mehr, je deutlicher danach die Steigerung des Wohnkomforts und die Senkung der Energiekosten ausfällt.

Energiewende als Chance für die Wohnungswirtschaft

eccuro: Zur Einhaltung der politischen Ziele der Energiewende soll und muss der Energiebedarf im Wohnbereich drastisch sinken. Es gibt bereits Richtlinien, nach denen Gebäude ab dem Jahr 2020 nur noch als Niedrigenergie-Gebäude gebaut werden dürfen. Sehen sie in dieser Entwicklung auch eine Chance für die Wohnungswirtschaft?

Petra Memmler: Bevor nach dem Motto „Viel hilft viel“ die Anforderungen an den energetischen Standard von Wohngebäuden erneut angehoben werden, ist es aus Sicht der Wohnungswirtschaft nötig, die Auswirkungen der bisherigen Verordnungen wissenschaftlich zu untersuchen und auf ihre Wirksamkeit hin zu validieren. Aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen können dann weitere geeignete Verfahren zur Energieeinsparung und Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz entwickelt werden. Es ist durchaus denkbar, dass dabei nicht mehr das einzelne Gebäude alleiniger Ansatzpunkt der Bemühungen ist, sondern vielleicht das Gebäudeensemble, das städtische Quartier oder ein ganzer Stadtteil. Ein integriertes Energiekonzept mit entsprechend erweitertem Ansatz, stellt gegenüber den aktuellen – ausschließlich auf das Gebäude bezogenen – Konzepten auch für die Wohnungswirtschaft eine große Chance dar. Es würde nämlich für das einzelnen Bauvorhaben technologieoffene Konzepte unter Einbeziehung der Energieversorgung ermöglichen.

Fazit und Zusammenfassung

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen vertritt die Interessen von über 300 Wohnungsunternehmen, die rund 1,5 Millionen Menschen ein Zuhause geben. Petra Memmler ist Referentin für Technik und Energie. Als kompetente Ansprechpartnerin zu den Themen Bauen und Sanieren kennt sie die Bedürfnisse ihrer Mitglieder genau. Die größte Herausforderung der Wohnungswirtschaft besteht dabei in dem Spagat, die hohen Anforderungen der Politik erfüllen und gleichzeitig günstige Mieten gewährleisten zu können.

Um das zu erreichen wird es besonders wichtig die Resultate bisheriger Maßnahmen wissenschaftlich zu untersuchen und bestehende Energieeffizienzverfahren daraufhin anzupassen. Entgegen dem Motto "Viel hilft viel" sieht Petra Memmler dabei eine große Chance in der Betrachtung der Energieeffizienz ganzer Quartiere anstatt einzelner Gebäude. Denn auf diese Weise können Synergieeffekte geschaffen und technologieoffene Konzepte genutzt werden.

Die Mitgliedsunternehmen des VNV gehen transparent mit dem Thema Sanierung um und beziehen ihre Mieter aktiv in die Planung ein. Als Folge dessen werden Sanierungen auch von den Mietern meist positiv Wahrgenommen.

Wir bedanken uns recht herzlich bei Petra Memmler und dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen für die interessanten Einblicke.   

Energiewende aus Sicht der Wohnungswirtschaft

eccuro Redaktion

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